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Blumen in der Kirche: Mehr als reine Dekoration

  • BLumendekoration zu Ostern. Foto: Petra Grüttner

Die Blumen in den Kirchen sollen nicht nur Dekoration sein, die Kirche verschönern und die Gottesdienstbesucher erfreuen. Für den Blumenschmuck in der Kirche gibt es zwar keine strengen Regeln aber doch Vorschriften. In der "Allgemeinen Einführung in das Römische Messbuch" steht, dass "die Ausstattung der Kirche edel und einfach sein und nicht der Prachtentfaltung dienen soll. In der Auswahl des Materials sei man auf Echtheit bedacht." Das schließt künstliche Blumen aus, zumindest im Altarraum.

Die Blumen sollen auch zu den Zeiten des Jahreskreises der Kirche passen. Die Tannenbäume stehen daher nicht umsonst in der Weihnachtszeit im Kirchraum. In der Advents- und Fastenzeit soll möglichst auf Blumenschmuck verzichtet werden, damit das, was an Ostern in der Kirche steht, nur umso mehr glänzen kann.

In der Osterzeit und an Weihnachten findet man dann meistens Blumenschmuck mit gelben und weißen Blüten. Zum einen sind sie die Farben der katholischen Kirche, symbolisieren aber auch Reinheit, Licht und Auferstehung.

Roter Faden für die Blumendekoration

Ich habe dieses Jahr versucht einen „roten Faden“ in der Blumendekoration aufzuzeigen. In der Fastenzeit habe ich trockene Zweige in die Blumenvase gestellt, die zusätzlich mit einem violetten Organzatuch (der liturgischen Farbe der Fastenzeit) dekoriert war. Die trockenen Zweige dienen der Darstellung der Fastenzeit. Fasten für das Auge.

Der 4. Fastensonntag – Laetare (lateinisch laetare „freue dich“) ist die Mitte der Fastenzeit, er hat deshalb einen fröhlicheren, tröstlichen Charakter, da das Osterfest näher rückt. Die trockenen Zweige werden mit ein paar rosafarbenen Blumen geschmückt. Aus den trockenen Zweigen sprießt langsam etwas Neues, Farbiges hervor. Dazu wird die Blumenvase mit einem rosafarbenen Organzatuch dekoriert.

Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche. Am Palmsonntag gedenken wir dem Einzug Jesu in Jerusalem. Nach der Palmweihe ziehen wir mit der Palmprozession in die Kirche ein. Das Kreuz am Beginn der Prozession ist mit einem Buchsbaumsträußchen mit fünf roten Blumen (liturgische Farbe des Palmsonntags) und Weidenkätzchen geschmückt. In der Kirche steht die Vase mit den trockenen Ästen, an die jetzt rote Blumen mit Buchsbaumstielen gesteckt wurden. Außerdem hat die Blumenvase jetzt ein rotes Organzatuch als Dekoration.

Am Gründonnerstag, zur Messe vom letzten Abendmahl, schmückte ich die trockenen Zweige mit weißen Anthurien, die vor einem grünen Blatt besser zur Geltung kamen.

Ein Tag ganz ohne Blumenschmuck

Zum Karfreitag ist die Kirche von allem Schmuck, Blumen, Zweigen und Kerzen befreit. Es ein strenger Fast- und Abstinenztag, und die Kirche betrachtet das Leiden Jesu Christi und verehrt sein Kreuz.

Das Kreuz wird verhüllt in die Kirche getragen und in drei Anbetungen enthüllt. Danach steht es vor dem Altar. Alle Gottesdienstbesucher haben beim Eintritt eine rote Rose bekommen und diese roten Rosen wurde dann von den Gläubigen bei der Verehrung des Kreuzes auf ein schwarzen Tuch vor das Kreuz gelegt.

  • Rosendekoration am Karfreitag. Foto:  S. Juchems

Für die Feier der Osternacht wird die Kirche festlich geschmückt. Neue Kerzen und der festliche Blumenschmuck zeigt uns den besonderen Tag des Osterfestes, der Auferstehung Jesu Christi.

Ich habe dafür ein Blumengesteck mit gelben und weißen Blumen, den weißen Anthurien vom Gründonnertag und ein paar Buchsbaumzweigen vom Palmsonntag gestaltet. Die roten Rosen von der Kreuzverehrung am Karfreitag wurden unter das Gesteck auf ein weißes Organzatuch gelegt. Vor dem Ambo wurde eine Vase mit weißblühenden Schneeballzweigen aufgestellt. Diese symbolisieren die Verbindung zu den trockenen Zweigen, die in der Fastenzeit den Altarraum gestalteten.

Diese Zusammensetzung der Blumen von der Fastenzeit und den drei Kartagen zeigt die Einheit dieser Tage. Ohne das letzte Abendmahl und den Tod Jesu am Kreuz gäbe es auch keine Auferstehung.

Anthurien: Zungen wie von Feuer

Mit dem Pfingstfest endet die Zeit des Osterjahreskreise. In den Lesungstexten zu diesem Festtag steht in der Apostelgeschichte: Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.

Diese Zungen wie von Feuer stelle ich in der Blumendekoration mit roten Anthurien dar. Dazu sind noch weiße Blumen und grüne Zweige in dem Gesteck.

Der Blumenschmuck in der Kirche sollte edel, einfach und echt sein. Nicht immer ist er so aussagekräftig wie in der diesjährigen Fasten- und Osterzeit. Da besonderer Blumenschmuck auch arbeitsaufwändig ist und einen Kostenfaktor darstellt, fällt er manchmal auch etwas einfacher aus, ist aber immer mit Liebe hergestellt.

Petra Grüttner

  • Trockene Zweige als Symbol für die Fastenzeit. Foto: Petra Grüttner

Feuerzungen als Symbol für Pfingsten

„Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“
Apg 2,1–4 EU

Welch eine Aufregung und Staunen der Versammelten, wie der Windstoß das Haus erfüllte und Feuerzungen auf sie niederging.

Feuerzungen symbolisieren das Wirken des Heiligen Geistes! Flammen und Feuer stehen für die Kraft, die der Heilige Geist den Anwesenden im Hause gab. Sie empfingen die Fähigkeit, das Wort Gottes in vielen Sprachen in die Welt hinauszutragen, so dass Menschen unterschiedlicher Herkunft sie verstehen konnten.

Feuerzungen sind, sich wiederholt schnell bewegende Flammen in Form einer Zunge. Bei einer unvollständigen Verbrennung bilden sich Pyrolysegase, diese sammeln sich unter der Decke. Für die Einsatzkräfte der Feuerwehr werden sogenannte Feuerzungen sichtbar, ein Anzeichen für die Gefahr einer Rauchgasentzündung. Nach einem Waldbrand besteht durch ausgedorrte Waldböden eine erneute Gefahr durch Ausbrechen eines Bodenfeuers. Die Feuerzungen finden im trockenen Boden durch Wurzelwerk Nahrung um erneut ein Feuer entfachen.

Renate Kloss

  • Feuerzungen stehen für das Wirken des Heiligen Geistes. Foto: Lukas Gojda - stock.adobe.com