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Ursprung und Bedeutung des Glockengeläuts in Kultur und Gesellschaft

  • Foto: RHJ - stock.adobe.com

Glocken und Glockengeläut sind aus den christlichen Kirchen nicht wegzudenken und begegnen der Menschheit schon seit ca. 5000 Jahren. Etwa seit dem 5.-6. Jahrhundert sind sie als kirchliches Instrument nachweisbar. Sie gelten als Symbol für die Verkündung der christlichen Botschaft und den Herrschaftsanspruch Jesu Christi über die Welt.

Ihren Ursprung haben die Glocken in China, dort benutzte man Klingsteine, später dann Frucht- und Klangschalen aus denen sich die Glocken entwickelten. Ihr Hohlraum diente als Maßeinheit für Getreide.

Aufgabe und Wirkung des Geläutes

Die Glocken haben schon immer mehrere Bedeutungen, sie dienen als Musikinstrument, als akustisches Symbol für die Verkündigung der christlichen Botschaft und werden genutzt, um zum Gebet und zur Fürbitte aufzurufen. Sie zeigen Zeit und Stunde an und erinnern damit z.B. in den Mönchsgemeinschaften an die Gebetsstunden und strukturieren somit den Tag. Sie begleiten das Leben jedes Christen und seiner Gemeinde zu verschiedenen Anlässen und Stationen seines Lebens.

Für diesen Dienst in der Kirche werden sie durch die Glockenweihe und ihre kirchenrechtliche Widmung zum kirchlichen Gebrauch bestimmt. Bei der Widmung werden die Patrone oder Patrozinien der Glocke mit Bezug zur jeweiligen Kirche und Gemeinde ausgewählt und somit bestimmt und begrenzt die Widmung die Nutzung der Glocke.

Das liturgische Läuten

Jeder Gebrauch einer gewidmeten Glocke bezieht sich ausschließlich auf Wesen und Auftrag der Kirche. Seine zentrale Bedeutung hat das Geläut im Zusammenhang mit dem Gottesdienst der Kirche. Kirchenjahr und Gottesdienstformen bieten vielfältige Möglichkeiten für eine differenzierte Nutzung des Geläutes. Die einladende Funktion kann sich auf die ganze gottesdienstliche Versammlung oder auf einzelne Vorgänge beziehen. Als Hinweis auf die aus der Ferne mögliche Teilnahme an der Freude, der Trauer oder dem Gebt der Versammelten. Auch zum Evangelium, zum Gloria, zur Wandlung oder zum Vaterunser sowie zur Taufe, einer Trauung oder einer Bestattung kann das Geläut genutzt werden.

Am Samstagabend wird durch das Einläuten auf eine Vorbereitung auf den sonntäglichen Gottesdienst hingewiesen. Zu allen Gottesdiensten und Gebetszeiten wird durch das Läuten eine Einladung ausgesprochen. Zur Geburts- und Todesstunde sowie zur Aufforderung zu bestimmten besonderen Gebetsstunden, z.B. zum Friedensgebet wird geläutet. Das beredete Schweigen des Geläutes als Zeichen der Trauer von Gründonnerstag bis zum Gloria in der Osternachtfeier ist ein großes Zeichen. Das Läuten bei einer Bischofs- oder Papstwahl lädt die Gläubigen zur Mitfreude und Fürbitte ein.

Der Glockenschlag einer Kirchturmuhr weckt Erinnerung an das Fließen der Zeit. Das Einläuten des neuen Jahres kann als besonders nachdrückliche Zeitansage verstanden werden.

Die Empfehlung einer Läuteordnung

Die Kirche weiht Glocken zum liturgischen Gebrauch. Für die verschiedenen liturgischen Anlässe werden unterschiedliche Zusammenstellungen von Glocken, sogenannte Läutemotive (Te Deum, Gloria, Salve Regina) gewählt. An den Läutemotiven sowie der Art des Läutens sollte man erkennen, was in der Kirche gefeiert wird. Glocken sollten grundsätzlich mit Maß geläutet werden, die Dauer sollte dem Anlass entsprechen. Die Gesamtdauer eines Geläutes nimmt Rücksicht auf die Empfindsamkeit der heutigen Menschheit ohne dabei den liturgischen Charakter aufzugeben.

Rechtlicher Rahmen zur Nutzung der Kirchenglocken

Aufgrund der Religionsfreiheit in Deutschland (Art. 4 GG) steht das sakrale Glockenläuten unter rechtlichem Schutz, es ist Gegenstand der kirchlichen sowie auch der staatlichen Rechtsordnung. Die Definitionsmacht darüber, was im Sinne der Religionsausübung „sakrales Glockenläuten“ ist, haben die Kirchen aufgrund ihres Selbstbestimmungsrechtes. (Art. 140 GG).
In der katholischen und der evangelischen Kirche erfolgt die Nutzung der Glocken anhand einer Läuteordnung, die in der Regel auf Ebene der Diözese bzw. der Landeskirche erlassen worden sind. Diese lassen wiederum Freiräume für gemeindliche Besonderheiten und Traditionen.

Petra Grüttner

Quellen: Broschüre „Zum Lobe seines Namens“ von Butzon & Bercker, Internetseite des Vivat! Magazins, Internetseite Planet Wissen