Ostern und die diversen Traditionen der Spaziergänge

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Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden, belebenden Blick.
Im Tale grünet Hoffnungsglück.
Der alte Winter in seiner Schwäche
zog sich in rauhe Berge zurück.
Diese ersten Zeilen von Johann Wolfgang Goethes Gedicht zeigen vielleicht schon, warum an Ostern die Menschen aus den Häusern strömen und Spaziergänge durch Felder und Wälder machen. Es dürstet die Menschen nach Frühlingsluft und grüner Landschaft.
Doch die Tradition des Osterspazierganges hat ihren Ursprung nicht aus der Zeit von Goethe, dem 18. Jh, sondern aus dem Christentum und entspringt einer sehr alten Tradition, im Gang der Jünger nach Emmaus.
Dieser wird im Lukasevangelium in der Bibel erzählt. Die Jünger glaubten Maria Magdalena nicht, die ihnen von der Auferstehung von Jesus erzählte. Zwei von ihnen machten sich auf den Weg nach Emmaus und begegneten einem Fremden, der sie auf ihrem Weg begleitete und mit ihnen über die Auferstehung diskutierte. Als sie zu Hause in Emmaus angekommen waren luden sie den Fremden ein zu bleiben und mit ihnen Abend zu essen. Als der Fremde das Brot brach erkannten sie in ihm Jesus Christus, doch er verschwand sofort. Schnell gingen sie zurück nach Jerusalem und berichteten den Freunden, was sie erlebt hatten.
Mit den Jahren wurde dieser Emmaus-Gang ein Weg zur Glaubensfindung, der mit Gebet und Gesang begangen wurde. Daraus entwickelte sich dann der bekannte Osterspaziergang für die Familie.
Im 20. Jahrhundert kam dann noch eine andere Art Spaziergang hinzu. Es entstanden die politischen Ostermärsche als Zeichen des Friedens. Friedensorganisationen wollten ein Zeichen setzten und deutlich machen, dass Kriege ein Verbrechen an der Menschheit sind. Ein Zeichen gegen Atomkraft, Gewalt und Nuklearwaffen. Menschen treffen sich auf den Straßen in zahlreichen Städten und Ländern und machen sich stark für den Frieden.
Jahrhunderte alte und eher moderne Traditionen, die in den vergangenen Tagen mit dem Kriegsgeschehen in der Ukraine eine ungeahnte Aktualität gewonnen haben. Und die uns allen zeigen, wie wichtig die Osterbotschaft und die damit verbundene Hoffnung auf eine friedlichere Welt ist.
Text: Petra Grüttner