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Fastenzeit: Warum essen wir Christen freitags kein Fleisch?

  • Foto: GHart - stock.adobe.com

Der Freitag erinnert an den Tag, an dem Jesus am Kreuz gestorben ist. Die Kirche hat den Freitag als besonderen Tag gewürdigt. Durch den Verzicht auf Fleisch soll an das Leiden Jesu erinnert werden. Der Sonntag erinnert hingegen an die Auferstehung Jesu und ist daher ebenfalls ein besonderer Tag. Sonntags gibt es zur Feier des Tages einen Braten.

Freitags eher Fisch zu essen und auf Fleisch zu verzichten, ist im Brauchtum erhalten geblieben, auch wenn es das Kirchengebot schon seit über 40 Jahren nicht mehr so eng auslegt. Denn bereits 1967 wurden die Regeln zum Fleischverzicht durch Papst Paul VI etwas gelockert.

In Kirchengeboten oder Fastenordnungen ist festgelegt, was an solchen Fastentagen erlaubt ist und was nicht. Darin wird der Verzicht auf Fleischspeisen empfohlen. Die Abstinenz signalisiert die Bereitschaft, Jesus Leiden nachzufühlen und gleichzeitig Buße zu tun. Dass es an Karfreitag kein Fleisch gibt, ist für Katholiken besonders wichtig.

An Hochfesten, beispielsweise wenn Weihnachten auf einen Freitag fällt, gilt die Fastenordnung nicht. Senioren, kranke Menschen, Gäste oder jene, die körperlich schwer arbeiten, sind vom Fasten ausgenommen.

Am Karfreitag wird traditionell Fisch gegessen. Fisch dient als Fleischersatz und hat für Christen noch eine weitere Bedeutung: Ein verbreitetes Bildmotiv der frühchristlichen Kunst sind die eucharistischen Fische. Der Fisch diente früher als Erkennungszeichen der Christen. In Bibelstellen wie der wundersamen Vermehrung von Brot und Fisch durch Jesus, um tausende Menschen speisen zu können, wird die Bedeutung des Fisches für Christen hervorgehoben.

Das griechische Wort für Fisch „ichthýs“ enthält ein Glaubensbekenntnis:

I steht für Iēsoûs (Jesus)
CH steht für Christós (der Gesalbte)
TH steht für Theoû (Gottes)
Y steht für Hyiós (Sohn)
S steht für Sōtér (Erlöser)

Warum ist Fisch kein Fleisch? Fische leben im Wasser, ihr Fleisch hat andere Strukturen und einen anderen Geschmack als Fleisch vom Rind, Schwein oder Huhn. Viele Klöster legten eigene Fischteiche an, um in der Fastenzeit gut versorgt zu sein.

Beim Fasten geht es aber eigentlich nicht darum, auf einzelne Lebensmittel zu verzichten, sondern Nahrungs- und Genussmittel im Allgemeinen zu reduzieren. Sinn des Fastens ist es also nicht, Fleisch wegzulassen und stattdessen große Portionen an Fischdelikatessen zu verspeisen.

Renate Kloss